Die Zeitschrift Beobachter kritisiert in einem aktuellen Artikel die Anstrengung, mehr Defibrillatoren zugänglich zu machen. Dieser Artikel ist inhaltlich in vielerlei Hinsicht falsch und steht im Widerspruch zu internationalen Empfehlungen.

Von einem Kunden anlässlich eines internationalen Sportanlasses heute abend in Zürich auf diesen Artikel angesprochen, sieht sich der Schreibende ca. 20 min später mit einer Rea-Situation an besagter Veranstaltung konfrontiert: Ein Mann kollabiert, eine zufällig anwesende Anästhesiepflegerin beginnt mit Thoraxkompressionen. JDMT wird rasch alarmiert und löst einen Rea-Alarm aus. Rasch sind zusätzliche Mittel vor Ort und kann ein erster Schock mit dem AED angewendet werden. Rund dreiviertel Stunden später wird der Patient mit Kreislauf hospitalisiert.

Der Beobachter stellt dar, als ob der Defibrillator als einzig nötige Massnahme beschrieben würde. Er verkennt, dass Akteure wie JDMT immer eine Reihe von Massnahmen als nötig beschrieben haben. So lautet gemäss JDMT die erste Phase der Überlebenshilfe beim Kreislaufstillstand: Realisieren, Alarmieren, Pumpen, Schocken. Der Schock ist also eine von vier Massnahmen, aber eine sehr wichtige. Unverständlich, dass der Beobachter die Relevanz von Defibrillatoren geringschätzt. Dass ein Gerät alleine nicht heilsbringend ist, sagt auch die internationale Szene: It takes a system to save a life, lautet der Leitspruch der Global Resuscitation Alliance – eines idellen Zusammenschlusses, um durch weltweites voneinander Lernen global das Überleben nach Kreislaufstillstand zu optimieren.

Der Beobachter behauptet, dass viele Geräte technisch unzuverlässig seien und im Notfall nicht funktionierten. Dies entspricht bei weitem nicht unseren Erfahrungen. Der Beobachter behauptet weiter, das Gerät bräuchte zwei Minuten, bis ein Schock abgegeben werde. Auch dies ist falsch. Und schliesslich behauptet der Beobachter, viele würden sich nicht getrauen, das Gerät einzusetzen. Ja, dann müssen Menschen ausgebildet und nicht das Gerät dämonisiert werden.

Der Beobachter macht sich lustig, wenn Geräte installiert werden. Und er wittert primär Geschäftemacherei. Dass die Margen der Importeure teils zu hoch sind, damit zeigt sich JDMT einverstanden. Aber auch dies ist mitnichten ein Grund, AEDs zu verbannen.

Der Beobachter zitiert einen namenlosen Rettungsprofi, der besagt, wie tief die Übelebenschancen seien heute. Ja, natürlich sind die Überlebenschancen in der Schweiz (mit Ausnahme des Musterkantons Tessin) sehr schlecht. Aber eben, weil Menschen wie der Beobachter-Journalist mit einer solchen Ignoranz es verhindern, dass mehr Menschen erlernen, wie beim Kreislaufstillstand geholfen werden soll, inkl. Schock durch einen AED.

Es ist heute erwiesen, dass wer bei einem Kreislaufstillstand innert drei Minuten einen ersten Schock erhält, der überlebt in 74 von 100 Fällen. Aktuell sind das in der Schweiz mehr als zehnmal weniger. Es ist weiter erwiesen, dass die grosse Mehrheit der Menschen, die einen Plötzlichen Kreislaufstillstand überleben, wieder in angestammter Weise die Arbeit aufnehmen können und eine gute Lebensqualität haben.

Die Ammenmär des Beobachters, dass Menschen nach Wiederbelebung Jahre vor sich hinsiechen, ist wirklich störend. Dass der Beobachter ins Feld führt, man müsse sich gar scheiden lassen, um die hohen Kosten zu verhindern, ist vollends abstrus. Und dass Laien-Defibrillatoren, also Defibrillatoren für die Öffentlichkeit, zu schlecht sind, als dass sie von Profis verwendet würden, ist ebenfalls falsch. Laien-Defibrillatoren sind Defibrillatoren, die von Laien angewendet werden können. Punkt.

Schade, hat der Beobachter mit diesem Artikel so schwach performt. Darum gilt: Lieber Hilfe leisten als nur Beobachter(n).