Körperliche Besonderheiten bei Kindern

Bewusstsein

Aufgrund der Unreife des Gehirns reagieren Kinder bis ins Kleinkindalter auf fiebrige Infekte nicht selten mit Krampfanfällen (sog. Fieberkrämpfe).

Atmung

Säuglinge haben einen relativ grossen Kopf und kurzen Hals. Da der Kehlkopf höher liegt als beim Erwachsenen, atmen sie primär durch die Nase, weshalb schon ein Schnupfen die Atmung relevant behindern kann. Aus denselben Gründen darf für eine effektive Beatmung der Kopf nicht wie beim Erwachsenen in den Nacken überstreckt werden, sondern es soll die sog. «Schnüffelposition» angestrebt werden.

Bei Säuglingen, Klein- und Schulkindern liegt der Sauerstoffverbrauch und somit auch die normale Atemfrequenz 2- bis 3-mal höher als beim Erwachsenen. Demgegenüber sind die Lichtungen ihrer Atemwege viel enger als bei Erwachsenen und die Schleimhäute reagieren häufig mit übermässiger Schwellung und Schleimproduktion. Daher führt ein Anschwellen der Atemwege (z.B. infolge Allergie, Asthma, Infekt, Schadstoffe, Fremdkörper) rasch zu Atemproblemen. Auch bei Kleinkindern ist die «Schnüffelposition» zur effektiven Beatmung anzustreben.

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Reifung des Immunsystems noch nicht abgeschlossen. Daher sind gehäufte Infekte grundsätzlich «normal», können sich aus obigen Gründen aber auch rasch zu relevanten Atemproblemen entwickeln.

Kreislauf

Bei Kindern ist ein Herz-Kreislauf-Stillstand meist durch ein Atmungs- problem (z.B. Atemwegsverlegung, Ertrinken) bedingt, während bei Erwachsenen ein Herz-Kreislauf-Stillstand am häufigsten herzbedingt (vor allem durch einen Herzinfarkt) auftritt. Dadurch kommt der Beat- mung ein wesentlich höherer Stellenwert als beim Erwachsenen zu. Kinder haben im Vergleich zu Erwachsenen ein kleines Blutvolumen. Dadurch kann bereits ein relativ kleiner Blutverlust schnell und oft ganz plötzlich gravierende Auswirkungen haben.

Bei Kleinkindern sind die Bauchorgane schlechter geschützt, weshalb die Gefahr einer inneren Blutung in die Bauchhöhle grösser ist.

Skelett

Kinder haben ein sehr elastisches Skelett. Durch die Elastizität des Brust-/Rippenskeletts können auch ohne äussere Verletzungszeichen starke Kompressionskräfte auf die Brustorgane (Herz, Lunge, Haupt- schlagader) gewirkt und diese verletzt haben.

Kleinkinder haben relativ zum Körper einen grossen Kopf. Zusammen mit dem noch schwachen Muskel-, Band- und Knochenapparat der Halswirbelsäule sind sie besonders gefährdet, Halswirbelsäulenverlet- zungen zu erleiden.

Infolge dieser eingeschränkten Kopfkontrolle können schneller als beim Erwachsenen starke Scherkräfte auf das Gehirn wirken und dieses ernsthaft schädigen (z.B. beim Schütteltrauma).

Körpertemperaturregulation

Kinder haben im Vergleich zu ihrem Körpervolumen eine sehr grosse Körperoberfläche, wodurch sie rasch viel Wärme – speziell über den grossen Kopf – verlieren. Zudem sind insbesondere Säuglinge noch nicht in der Lage, durch aktive Körperbewegung und Kältezittern Wärme zu erzeugen und sie schwitzen nur wenig. Das macht Kinder besonders anfällig auf Kälte (Unterkühlung) und Wärme (Hitzschlag).

MERKE

  • Das Kind als eigenständige Persönlichkeit wahrnehmen!
  • Kinder sind besonders anfällig für Atemwegsprobleme!
  • Ein kindlicher Herz-Kreislauf-Stillstand ist meist atmungsvermittelt. Deshalb hat die Beatmung bei der Wiederbelebung eines Kindes grössere Bedeutung als beim Erwachsenen!
  • Für eine effektive Beatmung von kleinen Kindern soll der Kopf nicht in den Nacken überstreckt, sondern in die sog. «Schnüffelposition» gebracht werden!
  • Relevante Blutungen wirken sich bei Kindern schneller und ganz plötzlich aus!
  • Kleine Kinder sind besonders gefährdet für Schädel-Hirn- und Halswirbelsäulenverletzungen!
  • Niemals ein Baby oder Kleinkind schütteln!
  • Kinder besonders gut vor Witterungseinflüssen schützen!